Nachdem ich nun die ersten 10 Tage im Spiel verbracht habe, hier mal kurz meine Eindrücke zu dem Spiel
Kommen wir zunächst aber mal zur "Vorgeschichte"; das Original von 2003 kenne ich wie gesagt nicht, gerade bei grafischen Details merkt man dem Spiel aber gewisse Parallelen zum aktuellen Harvest Moon - Licht der Hoffnung ziemlich an. Das ist gerade deswegen interessant, da die beiden Reihen eigentlich ja inzwischen von zwei Entwicklern hergestellt werden; Story of Seasons kommt vom ursprünglichen Harvest Moon Entwickler; die aktuellen Harvest Moon Spiele wiederum von Natsume, die seinerzeit die Namensrechte erhielten und deren Harvest Moon Spiele inzwischen leider keinen allzu guten Ruf mehr haben.
Vorweg, das kann man von Friends of Mineral Town nicht behaupten, für ein Remake hat man sich hier schon Mühe gegeben. Was aber auch zu einem kleinen Problem wird, dazu später mehr.
Fangen wir mal vom Beginn an; der/die geneigte Farmer/in sucht sich also zunächst mal eine/n von je zwei weiblichen/männlichen Charakteren nach Wahl aus. Die Charaktere unterscheiden sich lediglich vom Aussehen her, nach Namenswahl und Geburtstag legt ihr auch schon los. Wer bereits Stardew Valley gespielt hat, der bemerkt schon gleich zu Anfang die ein oder andere Gemeinsamkeit in der Story; was logisch ist, die Harvest Moon/Story of Seasons Spiele waren ja die Inspiration von Stardew Valley.
Vergleicht man die Bilder des 17 Jahre alten Orginals, so ist das aktuelle Remake zunächst mal grafisch aufgehübscht worden. Und das durchaus gut; der typische Harvest Moon Stil ist erhalten geblieben und wohl auch die Orte des Originals, nur halt etwas schöner aufgemacht, da gibts eigentlich wenig zu kritisieren. Es spielt sich steuerungstechnisch gut und durchdacht, die deutschen Texte sind sprachlich gut und sehr Nintendo typisch sehr gut zu lesen, Bugs sind mir in den ersten knapp 3 Stunden keine vorgekommen. Ladezeiten gibt es de facto keine, alles läuft flüssig, von dieser Seite gibt es nichts zu bemängeln.
Kommen wir zum Gameplay: Ich kenne die damaligen Teile eher weniger, überspitzt könnte man aber sagen Friends of Mineral Town ist die kindgerechte Art von Stardew Valley

Es ist, soweit ich das bisher beurteilen kann, komplett gewaltfrei, ihr habt also beispielsweise in den Minen keine Gegner. Das Fischen geht mit einem Knopfdruck automatisch, die Steuerung ist einfach gehalten, das passt soweit alles. Nach wie vor ist es eure Aufgabe eure Farm ans Laufen zu bekommen, also zu farmen, Tiere zu halten, sich mit den Dorfbewohnern anzufreunden, Fischen zu gehen, Minen zu erkunden, kochen; das typische also, auch die für die Serie typischen Wichtel dürfen natürlich nicht fehlen. Und Heiraten geht natürlich auch.
Und insgesamt macht Marvelous da wenig falsch. Zwar kann ich noch nicht beurteilen in wie lang man braucht um die Spielziele zu erreichen, aber das scheint mir einiges länger zu sein als bei Harvest Moon: Licht der Hoffnung, bei dem man eigentlich schon nach zwei Spielmonaten durch war. Beide Spiele nutzen ähnliche Grafiken und haben auch sonst viele Gemeinsamkeiten (zig Tierprodukte in unterschiedlichen Qualitäten). Nur hat Friends of Mineral Town hier die eindeutig bessere Zeiteinteilung; die Tage gehen schon fast zu schnell um, meines Empfindens sogar schneller als bei Stardew Valley; rechnet mal pro Tag mit in etwa 10 Min., was allerdings auch davon abhängt wie lang ihr in den Geschäften und Gebäuden seid, dort läuft die Zeit nicht weiter.
Kommen wir mal zu einem Zwischenfazit, und da wirds schwer. Ich kann dem Spiel wenig vorwerfen, es funktioniert und die Umsetzung würde ich als gelungen betrachten, ohne das Original genauer zu kennen. Aber genau da liegt auch das Problem, im Endeffekt werdet ihr eine grafisch und spielerisch verbesserte Neauflage eines 17 Jahre alten Spiels bekommen. Da sehe ich kein Problem drin, aber bei dem Preis. Wir reden hier von einem Spiel zum Nintendo typischen Vollpreis, im Store dürft ihr dafür 49,99 EUR berappen. 17 Jahre sind eine lange Zeit und auch wenn die Nachfolger eher schlechter wurden, ein Problem bleibt: Stardew Valley kostet gerade ein Drittel dieses Spieles, ist einiges umfangreicher, herausforderner und in alles in allem das bessere Spiel.
Pluspunkt bei Friends of Mineral Town, es ist kindgerechter als Stardew Valley oder das ähnlich gelagerte Rune Factory 4 und halt auch besser als Harvest Moon - Licht der Hoffnung. Und ja, Fans des Genres bekommen hier auch ein gutes Remake eines ebenso nicht schlechten Originals geboten..aber ehrlich, 50 EUR sind meines Ermessens über der Schmerzgrenze. Bei 30 EUR wäre es eine klare Kaufempfehlung, so kann ich es eher absoluten Fans des Genres empfehlen. Denn das Remake erfindet nun mal die Serie nicht neu, die ganzen Mechanismen kennt man aus anderen Spielen der Reihe und die überlappen sich auch teils.
Für Kinder, aber auch für Erwachsene die abends einfach ein wenig entspannen wollen ist dass ein wirklich gutes Farmingspiel. Ohne große Höhepunkte oder Neuerungen, aber es macht für ein Remake auch wenig falsch. Außer der Preisansetzung.